Kunst im Park 2010

Christine Regenberg
Hermann Michaelis
Lydia Nüüd
Ralf Carls
Uta Dorra

Über Grenzen

„Weit liegt die Landschaft. Berge, Täler und Seen. Die Bäume rauschen, die Quellen springen, die Gräser neigen sich im Wind. Quer durch eine Waldlichtung, durch den Wald, über die Chaussee läuft ein Stacheldraht: die Grenze. Hüben und drüben stehen Männer, aber die drüben haben blaue Uniformen mit gelben Knöpfen und die hüben rote Uniformen mit schwarzen Knöpfen. Sie stehen mit ihren Gewehren da, manche rauchen, alle machen ein ernstes Gesicht.“

Ja, das ist also nun die Grenze. Hier stoßen die Reiche zusammen – und jedes Reich paßt sehr auf, daß die Bewohner des anderen nicht die Grenze überschreiten. Hier diesen Halm darfst du knicken, diesen Bach überspringen, diesen Weg noch überqueren. Aber dann - halt! Nicht weiter! Da ist die Grenze. Einen Schritt weiter – und du bist in einer anderen Welt. Einen Schritt weiter – und du wirst vielleicht für etwas bestraft, was du hier noch ungestraft tun könntest. Einen Schritt weiter - und du darfst den Papst lästern. Einen Schritt weiter – und aus dir ist ein ziemlich vogelfreies Individuum, ein Fremder geworden.

Pfui Fremder -! Du bist das elendeste Wesen unter der Sonne Europas. Fremder -! Die alten Griechen nannten die Fremden Barbaren aber sie übten Gastfreundschaft an ihnen. Du aber wirst von Ort zu Ort gejagt, du Fremder unserer Zeit, du bekommst hier keine Einreiseerlaubnis und dort keine Wohnungsgenehmigung, und dort darfst du keinen Speck essen, und von da keinen mitnehmen.“
1920 veröffentlichte Paul Panther alias Kurt Tucholsky sein frühes Feuilleton „Die Grenze“. Selbst wenn Europa heute nicht mehr der „Lappen von bunten Flicken“ ist, als das es der Autor ein paar Zeilen weiter bezeichnete – der Text als solcher ist unvermindert und auch in globalisierten Zeiten von unbestreitbarer Aktualität. Grenzen existieren nach wie vor allenthalben, Grenzen topografischer oder politischer, vor allem aber auch solche geistiger Art. Grenzen, mit denen sich Menschen in unterschiedlichsten Bereichen emsig gegeneinander abschotten, ihr Territorium markieren, Fremden und Fremdem gleichermaßen den Zutritt verwehren. Grenzen, hinter denen man Schutz sucht, und sei es auch nur vor Verunsicherung, Mauern gegen jenes Fremde, das gerade, weil es fremd und unbekannt ist, Angst und Schrecken einjagt.


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Christine Regenberg

«Fragile Grenzen»

Dreiteilige Arbeit aus Holz und Kunststoffgewebe.
Format: ca. 1,80 m hoch, 2 m lang bei einer Breite von 1,50 m

Thema der Arbeit „fragile Grenzen“ sind die räumlichen Grenzen, die von Menschen geschaffenen Räume. Die menschlichen Gehäuse sind sowohl Schutzräume als auch Abgrenzungen. Mögen diese Grenzen noch so zerbrechlich sein und nur scheinbaren Schutz bieten, ist ihr Errichten ein existenzielles Bedürfnis.

Christine Regenberg wurde in Bremen geboren. Sie studierte von 1996 bis 2001 Freie Kunst mit Schwerpukt Bildhauerei an der Kunstakademie in Nürnberg und Berlin Weißensee. Meisterschülerin von Prof. Berndt Wilde.
Christine Regenberg lebt und arbeitet in Fürth.
Hermann Michaelis

«Wasser ist Leben – Leben ist Wasser»

Der visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten der Menschen sind Grenzen gesetzt, für deren Überschreitung, d.h. z.B. Vergrößerungen, optische Apparate/Instrumente wie Lupen oder Mikroskope nötig sind.
In der Installation werden einige im Wasser lebenden Kleinlebewesen (Plankton) übergroß, silhouettenhaft und damit „flächenhaft“ dargestellt, so wie man sie unter dem Mikroskop sieht. Ein derart „sinnlicher” Umgang kommt dem „Nähesinn" entgegen, den Alexander Kluge beschrieben hat: mit den Ergebnissen von ökologischen Untersuchungen (z.B. Gewässergüte) = Statistik geht der Mensch „unsinnig“ um, eben weil ihm in diesem Zusammenhang die entsprechende Sinnesausstattung fehlt.
Der Darstellungscharakter der Skulpturen reicht von figurativ bis abstrakt.

Hermann Michaelis ist in Greiz geboren.
Neben der Gymnasiallehrtätigkeit in den Fächen Biologie und Sport erfolgten Künstlerische Fortbildung und Zeichnung, Malerei und Bildhauerei.
Hermann Michaelis ist Preisträger der „Stiftung Naturschutz Rheinland-Pfalz“ (1985)
und des Ersten Umweltpreises Rheinland-Pfalz (1994).
Hermann Michaelis lebt in Bendorf und arbeitet sowohl dort als auch im Fichtelgebirge.
Lydia Nüüd

«Pandora's-Box». 30.000 Korken - ein Mantel für das Böse oder das Wunderkleid der Hoffnung.

Der Apfelbaum ist ein starkes Symbol für Hoffnung und gleichzeitig vielfältiger Lebensraum. Doch selbst ein toter Apfelbaum markiert nicht die Grenze zum Totenreich, sondern ist Zeichen des ständigen sich Wandelns und Verwandelns. Die Korken versinnbildlichen das Fließende dieser Grenze und sind gleichzeitig Teil im ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens.
Der Titel „Pandora’s Box” polarisiert, spielt mit den Assoziationen jedes Betrachters und mit Doppeldeutigkeiten. Ernsthaftigkeit und Ironie sind hier nahe beieinander. Nicht zuletzt schwingt eine gewisse Skepsis mit, ob die Menschen die Geister, die sie riefen, auch wirklich beherrschen.



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Lydia Nüüd wurde in Estland geboren.
Sie studierte an der Art College in Tartu Grafikdesign und später Malerei an der Kunstakademie in Tallinn (ERKI).
Seit 1991 lebt und arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in Deutschland und Estland.
Ralf Carls

«Der Lebensweg als Graslabyrinth»

„Wege sind die stummen Führer des Spaziergehenden”
(Fürst Pückler)

Viele Hindernisse müssen überwunden werden. Immer wieder
stoßen wir auf Grenzen – aber Umwege können uns bereichern.
Nicht immer ist der gerade Weg auch der beste. Das Leben als Labyrinth. Sackgassen sind Lebenserfahrugen.

„Wer mit den Materialien der Landschaft selbst diese bilden will, muß auf’s Genaueste mit ihnen vertraut sein“
(Fürst Pückler)


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Ralf Carls studierte Landschaftsarchitektur an der FH Wiesbaden. Der Mainzer Gartenkünstler arbeitet regional und überreginal auf den Gebieten der Gartenarchitektur und des Städtebaus, der Garten- und Parkpflege und deren Gestaltung.
Er organisiert Gartenreisen, publiziert und ist temporär auf dem Gebiet der Landart tätig.
Uta Dorra

«Kraftfelder-100+100»

Uta Dorra verwendet für ihre Installationen Material, das eine hohe Flexibilität wie Papier aufweist.
Die hier entstandene Installation „Kraftfelder-100+100” wurde aus Fahrradschläuchen und Fahrradreflektoren hergestellt. Sie soll ein künstlerisch-spielerischer Beitrag zu Länder übergreifenden Themen regenerativer Energie sein.

Uta Dorra wurde in Ladenburg/Heidelberg geboren.
Sie studierte zunächst Textiles Gestalten an der FH Stuttgart und dann Scenenkunst
an der Akademie der Bildende Künste in München.
Uta Dorra ist Mitglied in Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V.
Sie lebt und arbeitet in Mannheim.
Kontakt
Burg Namedy
56626 Andernach

Tel.: +49 2632 48625
Fax: +49 2632 492682
E-mail: info@burg-namedy.de